Jokela

Es war wieder so weit. Ein Jugendlicher, 18 Jahre alt, besorgte sich eine Waffe und begann in seiner Schule einen Amoklauf. Er erschoss fünf Schülerinnen, zwei Schüler und die Schuldirektorin. Anschließend richtete er die Waffe gegen sich, schoss sich in den Kopf und verstarb aufgrund der schlimmen Verletzung zum Abend im Krankenhaus.

Es wird, wie immer ein Bild erstellt werden. Es werden Fragen aufkommen, es wird versucht ein Profil zu erstellen. Was war das für ein Mensch? Warum ließ er sich zu dieser Tat hinreißen? Was ist mit der Familie, den Freunden? Wie kam er an die Waffe? Und natürlich wird es viele Beileidsbekundungen von außen geben. Die Tat wird im Fernsehen diskutiert, Prominente und vor allem Politiker geben ihre Meinung ab.

Und dann?

Dann wird es wieder ruhiger. Die Medien verlieren ihr Interesse, die Reden enden. Was bleibt ist die Erinnerung und die Trauer. Die Trauer der Angehörigen, die Erinnerungen des Umfelds und der Welt.

Littleton oder Erfurt, ähnlich gelagerte Fälle, sind uns auch noch heute in Erinnerung. Und diese kommt immer wieder auf, wenn neue Schlagzeilen von neuen, ähnlichen Fällen durch das Land gehen.

Und für mich? Für mich wird auch nichts anderes möglich sein, als dies in Erinnerung zu behalten. Ich könnte anfangen, wie alle anderen, über Lösungen zu diskutieren. Sollten Waffengesetze verschärft werden, sollten gewisse Computerspiele verboten und manche Filme indiziert werden? Ich würde mich verstricken in Lösungsansätzen, die eigentlich keine sind. Nicht die Pistole, die der Junge hatte, nicht die Computerspiele, die Filme, Bücher oder gar die Freunde haben ihn zu einem Mörder gemacht - die Masse an allem war es. Und die Fehlbarkeit aller, nicht oder zu wenig auf andere Menschen einzugehen.

Wenn ich durch die Straßen fahre, wenn ich durch die Stadt laufe, dann sehe ich Menschen, die allein sind. Menschen, die allein durch die Welt gehen und manchmal mit sich selbst reden. Ich sehe Menschen, die gebrochen wurden von Schicksalsschlägen und ich sehe Menschen, die dem Druck der Ellenbogengesellschaft nicht standgehalten haben. Und ich sehe Menschen, die das ebenso wahrnehmen wie ich – und genau wie ich über Lösungsmöglichkeiten reden nach dem neues Unglück geschehen ist.

Manchmal scheinen Lösungen nah und sind doch fern. Oder ist es doch umgekehrt?